Interview mit dem CSH- Sozialarbeiter Guido Endrikat

Guido EndrikatIn der Siedlung ist er ein bekanntes Gesicht. Wir sehen ihn fast jeden Tag, entweder in Begleitung oder im Treppenhaus, denn sein Büro befindet sich direkt neben unserem. Als Praktikantin habe ich ihn eine Woche lang begleitet und oft Hausbesuche mit ihm gemacht. Selbst während seiner Mittagspause klingelt es an der Tür und er ist immer im Einsatz. Er ist eine sehr aktive Person. Im folgenden Interview erfahren Sie mehr über die Person Guido Endrikat und was ihn und seinen Job ausmachen.

Wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen?
Vor 16 Jahren habe ich die katholische Fachschule für Freizeitpädagogik, im Sailer Institut, in der Vogelsang besucht. Während dieser Ausbildung unterstützte ich ehrenamtlich die Aktion „Bürger helfen Bürger“. Wir stellten beispielsweise im Winter Notschlafstellen für Obdachlose bereit. Diese waren in Köln Brück und Mülheimer Freiheit. Dadurch wurde erfreulicherweise die Ambulantenbegleitung für Obdachlose eingeführt.

Was sind Ihre genauen Aufgaben hier bei der Christlichen Sozialhilfe?
Ich bin Angestellter bei der CSH und seit 8 Jahren der erste Vorsitzende der Mitarbeitervertretung (MAV). Diese Mitarbeitervertretung ist wie der Betriebsrat. Weil die Kirche der Träger ist, heißt es Mitarbeitervertretung. Alle vier Jahre wird dieser gewählt. Außerdem bin ich im Arbeitskreis der GAG und der ASD. Zu meinen Aufgaben gehört neben der Ambulantenbegleitung für Obdachlose, die Sozialberatung. Ich arbeite 39 Stunden in der Woche, dabei bin ich sehr flexibel.
In der Knauff Str.1 halte ich mich montags bis freitags zwischen 8:30-17:00 Uhr auf. Mittwochs zwischen 10:00-13:00 Uhr berate ich in der CSH-Familienberatungsstelle und Donnerstagnachmittag findet die Sozialberatung hier in der Kirche statt. Die Arbeitslosenberatung gehört auch dazu und bei Bedarf, biete ich auch die Schuldnerberatung an. Außerdem führe ich Personenkonten für die jenigen, die keine Konten besitzen können, oder mit ihrem Geld bis zum Ende des Monats nicht auskommen. Zusätzlich können diese Personen, falls sie Probleme mit ihrem Wohnsitz oder ihrer Postadresse haben, ihre Briefe bei mir abholen kommen.

Für welche Leute arbeiten Sie in Ihrem Beruf?
Es ist keinesfalls so, dass ich nur etwas mit ungebildeten Menschen, die in ihrem Leben nichts erreichen konnten, zu tun habe. Die meisten sind von der Mittelschicht – auch Gebildete mit einem Hochschulabschluß, die jetzt aus diversen Gründen arbeitslos geworden sind, gehören dazu. Allgemein arbeite ich mit denjenigen, die Unterstützung brauchen!

Wie würden Sie Ihren eigenen Charakter, im Hinblick auf die Beratung in diesem Job, beschreiben?
Ich bin quasi mit der Zeit an meinen Beruf herangewachsen und mache dies gern, daher sehe ich mich als sehr geeignet. Ich zeige Verständnis für die Leute, die zu mir kommen und versuche immer die bestmögliche Lösung zu finden.

Was beschäftigt und ärgert Sie am meisten?
Am meisten ärgere ich mich wahrscheinlich über die ganzen Formulare und Anträge, die man ausfüllen muss. Vorher bestand ein Antrag aus 6 Seiten, heute sind es mittlerweile 20 Seiten geworden. Die Leute sind sehr überfordert und können diese Lage nicht wirklich meistern.

Was gefällt Ihnen an Ihrem Beruf am meisten und worauf könnten sie verzichten?
Mir gefällt, dass ich meine Unabhängigkeit, Vielfältigkeit und Kreativität in diesem Beruf ausleben kann. Auf die Anforderungen, Überraschungen und Herausforderung könnte ich nicht verzichten. Ich kann auf die Leute verzichten, die immer nur jammern und nichts unternehmen möchten, um aus ihrer Lage herauszukommen. Anstatt die Situation zu ändern, leben sie mit dieser und beschweren sich nur.

Was erhoffen Sie sich von jedem Gespräch?
Dass jedes Gespräch erfolgreich für beide endet.

Welchen Moment werden Sie in Ihrer ganzen Laufbahn nicht mehr vergessen können?
Den Einzug der Stadtteilmütter! (lacht) Acht Jahre lang habe ich hier allein gearbeitet. Plötzlich werden viele Stadtteilmütter meine Büronachbarn und seit sie da sind, ist Leben hier eingetreten. Mehr als ich erhofft hatte.

Was verbindet Sie mit den Stadtteilmütter?
Uns verbindet die räumliche Nähe und die netten Gespräche. Manchmal in den Mittagspausen essen wir zusammen oder ich trinke bei den Stadtteilmüttern eine Tasse Tee. Dabei unterhalten wir uns. Das sind tolle Erfahrungen. Letztes Jahr hatte ich in der Woche fünf Stunden für die Beratung der Stadtteilmütter, heute können sie jederzeit zur Beratung kommen. Dazu gehören auch die Familien, die von den Stadtteilmüttern begleitet und unterstützt werden. Ich versuche immer für sie da zu sein und das mache ich sehr gerne.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Ich wünsche mir eine Vertretung. Durch die Stadt Köln wird meine Arbeit refinanziert, deshalb hoffe ich wirklich, dass alles weiterhin so läuft wie es im Moment läuft.

Touran Malaie interviewte Guido Endrikat

Vielen Dank für das Interview und die damit verbundene Mühe. Wir wünschen Ihnen weiterhin alles Gute!

Touran Malaie
Stadtteilmutter

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